Elisabeth Herrmann, Zartbittertod

elisabeth hermann, zartbittertod„Ein altes, verblichenes Foto. So groß wie eine Postkarte. Die Gesichter der beiden Männer waren kaum noch zu erkennen, die Zeit hatte fast alle markanten Züge gelöscht. Doch die Haltung war eindeutig: Der eine groß, stolz und selbstbewusst, der andere fast noch ein Junge, schmal, schüchtern, beide in knöchellangen weißen Kitteln. Zwischen ihnen stand, riesig und dunkel glänzend, ein Nashorn.“ (S. 11)

Die angehende Journalistin Mia Arnholt ist ganz beeindruckt von einem alten Foto in der Chocolaterie ihrer Eltern, das ihren Urgroßvater Jakob mit dem Gründer der größten deutschen Schokoladenfabrik Gottlob Herder zeigt. Als Sie beschließt, für die Aufnahmeprüfung an eine Journalistenschule, der Geschichte rund um das Familienfoto nachzugehen. Sie ahnt nicht, dass ihre Recherche ein über Generationen gehütetes und bedrohliches Geheimnis freilegt.

Mia ist fasziniert von dem Bild, das ihren Vorfahren mit dem berühmten Fabrikanten kurz vor dem Ausbruch des Ersten Weltkriegs zeigt. Ihr Urgroßvater Jakob Arnholt hat in der Schokoladenfabrik in Lüneburg eine Lehre als Zuckerbäcker gemacht. Zur Hochzeit der Tochter des letzten Kaisers wurde ein Nashorn aus Schokolade in Lebensgröße hergestellt, das auf dem Bild zwischen dem jungen Jakob und Herde zu sehen ist.

Jakob war der Sohn von Karl Arnholt, der gegen Ende des 19. Jahrhunderts in die Kolonie Deutsch-Südwestafrika ausgewandert ist und ein Einheimische zur Frau genommen hat. Jakob hat später in Deutschland eine strohblonde Dresdnerin geheiratet, Mias Urgroßmutter.

In Mia erwacht die Neugierde und sie will für ihr Projekt mehr über Jakob und seine Geschichte erfahren. Warum und wie ist er als Kind von Deutsch-Südwestafrika nach Deutschland gekommen? Um nähere Details über Jakobs Leben in Afrika und Deutschland zu erfahren, beschließt sie für ihre Recherche, die Nachkommen Gottlob Herdes aufzusuchen. Mia setzt sich telefonisch mit dem 93-jährigen Wilhelm Herder in Verbindung, der sie zu einem Treffen nach Lüneburg einlädt.

Als Mia ankommt, ist Wilhelm Herder plötzlich verstorben. Er soll von der Treppe gestürzt sein. Will der Enkel des verstorbenen Firmenchefs lädt Mia ein, ihre Forschungen weiterzuführen. Sie ahnt nicht in welche Gefahren, sie das alte Familiengeheimnis bringen wird.

Elisabeth Hermann verbindet ihren spannenden Thriller „Zartbittertod“ eng mit der deutschen Kolonialgeschichte in Deutsch-Südwestafrika im 19. Jahrhundert, die in Deutschland erst seit kurzem wieder vermehr in das gesellschaftliche Bewusstsein zurückgekehrt ist. Dabei schildert sie die Kolonialzeit als von Rassenhass, Krieg, Grausamkeit und Völkermord an den Hereros gezeichnet.

Gemeinsam mit Mia tauchen die Leserinnen und Leser immer tiefer in eine dunkle unrühmliche Vergangenheit ein und zeigt die grausamen Folgen von Kolonialismus und Rassismus. Ein überaus spannend und fesselnd erzählter Thriller, der den Spannungsbogen sukzessive zu steigern vermag.

Elisabeth Herrmann, Zartbittertod. Ab 14 Jahren
München: CBT Verlag 2020, 480 Seiten, 10,30 €, ISBN 978-3-570-31324-4

 

Weiteführende Links:
CBT Verlag: Elisabeth Herrmann, Zartbittertod
Wikipedia: Elisabeth Hermann

 

Andreas Markt-Huter, 03-05-2022

Bibliographie

AutorIn

Elisabeth Herrmann

Buchtitel

Zartbittertod

Erscheinungsort

München

Erscheinungsjahr

2020

Verlag

Cbj Verlag

Seitenzahl

480

Preis in EUR

10,30

ISBN

978-3-570-31324-4

Lesealter

Altersangabe Verlag

14

Zielgruppe

Kurzbiographie AutorIn

Elisabeth Herrmann wurde in Marburg/Lahn geboren. Nach ihrem Studium als Fernsehjournalistin arbeitete sie beim RBB, bevor sie mit ihrem Roman „Das Kindermädchen“ ihren Durchbruch erlebte. Fast alle ihre Bücher wurden oder werden derzeit verfilmt. Sie lebt mit ihrer Tochter in Berlin und im Spreewald.