Peter Schwindt, Das Buch des Wisperns
„Viel wichtiger war dieser verdammte Fluch, den Iblis aussprach. Jeder erstgeborene Nachkomme Abduls würde an seinem siebzehnten Geburtstag sterben, bis das Kitab al-Azif zerstört und damit all das unheilvolle Wissen dieser verborgenen dunklen Welt den Lebenden entzogen wäre.“ (S. 31)
Drei Schicksale aus den unterschiedlichsten Teilen einer frühmittelalterlichen Welt treffen in Britannien zusammen, um mit Hilfe von drei Artefakten als Waffen das Schicksal der Welt vor einer uralten finsteren Macht zu retten.
Im Jahr 867 n. Chr. oder 253 islamischer Zeitrechnung macht sich der sechzehnjährige Kaufmannssohn Hakim aus Bagdad auf die Suche nach dem geheimnisvollen Buch des Wisperns, dem Kitab al-Azif. In diesem Buch ist auch der Fluch seiner Familie festgeschrieben, dass den ältesten Sohn am Tag seines siebzehnten Geburtstags der Tod ereilen wird. Verfasst hat das Buch des Wisperns Abdul al-Hazred, einem Vorfahren Hakim, mit Hilfe des Ifrit Schabbar, der Hakim dabei helfen will, das Buch zu finden und zu zerstören. Hakim findet das Buch in Iram, der Stadt der Säulen inmitten der Wüste, die sich an der Grenze von Leben und Tod befindet.
Zur gleichen Zeit bereitet sich in der Wikingersiedlung Randaberg die fünfzehnjährige Berit, die Tochter des Jarls Thorulf Olavsson auf ihre letzte Prüfung vor, die sie, wie ihre verstorbene Mutter, zu einer Schildmaid machen soll. Ihr Vater will sie außerdem mit Hilfe des Anführers seiner Leibwache Halldor Graueisen als seine Nachfolgerin in der Würde des Jarls einsetzen. Bei der vorgeschriebenen Jagd nach einem Eber stößt Berit auf den mächtigen Hirschen Eichdorn, der von einem Pfeil getroffen worden ist. Als Berit die Pfeilspitze berührt, wird sie von einer Vision befallen, in der sie finstere Pforten erblickt, „die kein Mensch durchschreiten durfte.“ (S. 59) Nachdem Berit als Schildmaid das wundersame Schwert Traumsplitter erhalten hat, kommt es bei einem Treffen der Jarls und des Königs in Randaberg zu einem Massaker, dem Berit mit einigen Frauen des Dorfes mit Mühe entgehen kann.
In Haspoire in Dalmatien erwacht der junge Finn in einem tiefen Brunnen, aus dem er von seinem Vater gerettet wird. Zu seinem Schrecken hat Finn sein Gedächtnis verloren und erkennt weder seiner Eltern noch seine Freundin Alrum. Seine Großmutter Kat gibt ihm eine Brühe, die eine Vision herbeiruft, die ihn wieder in den Brunnen führt, wo er eine leuchtende Kugel erblickt, nach der er lange gesucht hat.
„Du bist eine verlorene Seele“, sagte die alte Frau. „Eine verlorene Seele, die der Dunkelheit entronnen ist.“ (S. 77)
Gemeinsam mit Alrum macht sich Finn auf den Weg nach Norden Richtung Britannien, wo die Wege der drei unterschiedlichen Helden schließlich zusammentreffen.
Peter Schwindt lässt in seinem Fantasy-Geschichtsabenteuer die Welt des frühen Mittelalters rund um den englischen Prinzen und späteren König Alfred den Großen auferstehen. Dabei verknüpft er auf spannende Weise geschichtliche Begebenheiten mit magischen und finsteren Mächten aus dem Jenseits, die das Leben der Menschheit bedrohen.
„Das Buch des Wisperns“ überzeugt durch viel Liebe fürs Detail und einer anschaulichen Schilderung der unterschiedlichen Gesellschaften und Gebräuche ebenso, wie durch starke Charaktere. Geschickt werden nach und nach die Geheimnisse der Geschichte preisgegeben und offenbaren das wahre Ausmaß der Gefahr, in der sich die Menschheit befindet.
Ein überaus empfehlenswertes Fantasy-Abenteuer, das seine Leserinnen und Leser immer tiefer in seinen Bann zu ziehen vermag und gespannt auf die Fortsetzung warten lässt.
Peter Schwindt, Das Buch des Wisperns. Aus d. Reihe: Die Gilead-Saga Bd. 1, ab 14 Jahren
Frankfurt a. Main: Fischer Sauerländer Verlag 2021, 384 Seiten, 17,50 €, ISBN 978-3-7373-5403-5
Weiterführende Links:
Fischer Sauerländer Verlag: Peter Schwindt, Das Buch des Wisperns
Wikipedia: Peter Schwindt
Andreas Markt-Huter, 14-09-2021