Torben Kuhlmann, Die graue Stadt

torben kuhlmann, die graue stadt„Robin trat mit der Ferse gegen die Tür, die hinter ihr scheppernd ins Schloss fiel. Sie schnaubte, etwas außer Atem vom vielen Treppensteigen, aber auch ein bisschen vor Wut. Unsanft stellte sie den letzten Karton zu den anderen und blieb einen Moment davor stehen. Der Umzug war geschafft. Hier wäre von nun an ihr Zuhause.“ (S. 9)

Robin ist alles andere als begeistert, nachdem sie mit ihrem Vater in ein Hochhaus in der Stadt übersiedelt ist. Sie blickt aus ihrem Zimmerfenster auf die graue Stadt, in der sie keine Farben erkennen kann. Aus Protest beschließt sie ihre Lieblingsjacke, gelben Regenmantel, von nun an immer zu tragen, um etwas Farbe in die mausgraue Welt zu bringen.

Gleich nach dem Abendessen macht sich Robin auf den Weg, um die Umgebung zu erkunden. Bald kommt sie zur Einsicht, dass mit der Stadt etwas nicht stimmt. Alles ist grau, nirgendwo sind Farben zu entdecken. Selbst in einer Farbenhandlung werden nur unterschiedlichste Grautöne von Mausgrau, über Betongrau und Steingrau bis Aschgrau zum Verkauf angeboten, aber keine einzige Farbe. Der einzige Farbblick den sie an einer Hausfassade finden kann, ist ein oranger Fisch mit Kopfhörer auf blauem Grund.

An ihrem ersten Tag an der neuen Schule fällt Robin mit ihrem gelben Regenmantel sofort auf und erregt den Unmut der Lehrerin, vor allem nachdem sie im Zeichenunterricht ein knallbuntes Bild malt. Sie muss in der Aula nachsitzen, wo sie Alani kennenlernt, der unter seiner grauen Jacke einen orangen Pullover trägt. Auch er muss nachsitzen, weil er sich vom ganzen Grau der Umwelt genervt zeigt und deshalb aus Protest singt und bunte Bilder malt.

Robin ist froh, so schnell einen neuen Freund gefunden zu haben. Sie lernt Alanis Onkel kennen, der im selben Haus wohnt und mit seinen Freunden Musik macht. Sie merkt, dass sie nicht die einzige ist, die Farben liebt und die graue Welt grässlich findet. Als sie die nahegelegene Bibliothek aufsucht, entdeckt sie ein Buch über Optik und Licht und wie Farben entstehen. Doch ihre Neugier und ihr aufrührerischer Geist bleiben nicht unbemerkt.

„Über dich haben wir schon einiges gehört.“ (S. 38)

Torben Kuhlmanns Kinderbuch „Die graue Stadt“ ist eine Hymne auf die Bedeutung der Farben für eine gesunde Seele und ein frohes Gemüt. In einer fantasievollen Geschichte, die an Michael Endes Kinderbuch „Momo“ erinnert, probt eine mutige Heldin den Aufstand gegen eine von oben verordnete Uniformität.

Ein überaus spannend erzähltes und empfehlenswertes dystopisches Abenteuer mit fantastischen Elementen und ausdrucksstarken Bildern, das die jungen Leserinnen und Leser zu einem kritischen Blick auf die Welt und ihre Gefahren anregt.

Torben Kuhlmann, Die graue Stadt. Ill. v. Torben Kuhlmann, ab 8 Jahren
Zürich: Nord Süd Verlag 2023, 64 Seiten, 20,60 €, ISBN 978-3-314-10652-1

 

Weiterführende Links:
Nord Süd Verlag: Torben Kuhlmann, Die graue Stadt
Wikipedia: Torben Kuhlmann

 

Andreas Markt-Huter, 12-10-2023

Bibliographie

AutorIn

Torben Kuhlmann

Buchtitel

Die graue Stadt

Erscheinungsort

Zürich

Erscheinungsjahr

2023

Verlag

Nord Süd Verlag

Illustration

Torben Kuhlmann

Seitenzahl

64

Preis in EUR

20,60

ISBN

978-3-314-10652-1

Lesealter

Altersangabe Verlag

8

Zielgruppe

Kurzbiographie AutorIn

Torben Kuhlmann wurde im niedersächsischen Sulingen geboren und studierte Illustration und Kommunikationsdesign in Hamburg mit Schwerpunkt Buchillustration. Im Juni 2012 beendete er sein Studium mit dem Kinderbuch „Lindbergh – Die abenteuerliche Geschichte einer fliegenden Maus“.