friedl hofbauer, links vom mond steht ein kleine sternManchmal, wenn ich einen Salatkopf entblättere, / sitzen darin, wie Schnecken ohne Haus, / Gedichte, und ziehen die Fühler ein. Dieses Gedicht von Friedl Hofbauer zeigt sehr schön, wo sie ihre Gedichte fand: Überall! In der Wohnung, bei einem Spaziergang, auf dem Spielplatz … Überall kamen Gedichte zu ihr, die sie in Worte kleidete.“

Friedl Hofbauer erzählt in zwölf Gedichten fantasievolle Geschichten zum Einschlafen und zur Guten Nacht für kleine Kinder. Illustriert werden die einfühlsamen Reimgedichte durch farbenfrohe und liebevoll gestaltete Illustrationen von Cornelia Seelmann.

ulrichc schlotmann_vivat vivat hoher priesterDen dauerhaftesten Eindruck erwecken meist jene Bücher, die beim ersten Durchblättern als Anstrengung empfunden werden. Der erste Eindruck, nämlich – fett, schwer, barock und schelmisch verzweigt – bleibt ein Leben lang, auch wenn sich später in der Lektüre zunehmend konkret fixierter Sinn einstellt.

Ulrich Schlotmann legt jedenfalls ein fettes Buch vor, wie das in der Rezeptionsästhetik gerne genannt wird. Schon im ersten Satz ist alles klar, was ja kein Wunder ist, es gibt nämlich nur einen Satz, welcher sich absatzlos auf fast dreihundert Seiten erstreckt. Am hinteren Cover wird dieses Textgebilde als „Wort- und Satzprozession“ empfohlen.

margaret atwood, drei drollige dramen„Rüpel Ramsay residierte in einer ramponierten, rechtwinkligen, rundum runtergekommenen Ruine auf dem rückwärtigen Dach, einem Rübenkeller und einer rotierenden Drehtür. Rechts der Ruine ragten die Reste eines Ringwalls aus dem runtergetretenen Rasen.“

Margaret Atwood, die vor allem durch ihren dystopischen Roman „Der Report der Magd“ (The Handmaid’s Tale) berühmt wurde, ist die Autorin dieser drei geistreichen und unterhaltsamen Kurzgeschichten für Kinder, Jugendliche und Erwachsene, in der vor allem die Sprache im Mittelpunkt steht.

esther bockwyt, woke„Der zentral vorgebrachte Anspruch der Bewegung, Diskriminierung und Unterdrückung von bestimmten Gruppen abbauen zu wollen, macht Wokeness auf den ersten Blick unangreifbar und attraktiv. Ihre Appelle nach Gerechtigkeit, Diversität oder Antirassismus sind positiv besetzt. Das macht ihr destruktives Potenzial viel schwieriger zu erkennen als das anderer radikalisierter Orientierungen.“ (S. 9)

Die sogenannte „Woke-Bewegung“ hat sich von ihrem Schwerpunkt an den Universitäten immer mehr in die breite Öffentlichkeit bewegt. Welche Theorien, Inhalte und Forderungen sich unter dem breiten Label „Woke“ finden lassen, was die psychologischen Hintergründe für die zunehmend aggressiver auftretenden Gruppierungen sind und welche Erklärungen und Hilfen die Psychologie dazu bieten kann, steht im Mittelpunkt des informativen Sachbuchs.

dana müller-braun, fallen kingdom 2„»Sie wird mich retten oder zerstören. Hassen oder lieben«, spreche ich die Wahrheit aus. Navien ist mein Pendant. Meine Antithese. Jeder Engel besitzt ein solches Wesen und spürt es bereits bei der Geburt. Nur dass es noch nie ein Dämon war. Es gab Fälle, in denen das Pendant eines Engels ein Mensch war. Aber eine Heroe … Das könnte mich umbringen.“ (S. 37)

Der Machtkampf und die Intrigen im Königreich der Todsünden geht weiter und Navien wird Opfer ihrer eigenen Schwester und Lirans, den sie zu lieben glaubt. Als sie ihre eigene Rolle als dienende unterwürfige Dämonin ihrer Schwester Aviell zu hinterfragen und sich selbst zu erkennen beginnt, wird sie als Gefahr für die bestehende Ordnung ausgeschaltet.

li mollet_späterWährend politische Entscheidungsfragen überall auf der Welt mit ja oder nein beantwortet werden, sagt man in Österreich auf eine Entscheidungsfrage oft: „später“. Bereits Kindern wird dieses Wort beigebracht, wenn sie um etwas betteln. Ein Leben lang beherrscht dieses Wort die Entscheidungsfindung, und selbst wenn in hohem Alter jemand um Sterbeassistenz bittet, wird er auf später verwiesen.

Li Mollet hat mit ihrem Besinnungsbuch über diese Zeitangabe natürlich anderes im Sinn. Bei ihr geht es um „Zeitinstallationen“, die womöglich nicht in der Gegenwart dechiffriert werden können, sondern einen späteren Zeitpunkt der Realisation ins Auge fassen.

dominic sandbrook, eroberer der meer - die wikinger„Die Wikinger plünderten sich durch England, Schottland, Wales und Irland, verwüsteten Ortschaften und Klöster und versklavten ihre Bewohner. Sie wüteten in Frankreich und belagerten zweimal Paris. Sie attackierten die goldenen Städte im Süden Spaniens. Ihre Eroberungszüge führten sie bis nach Italien und ins ferne Nordafrika.“ (S. 13 f)

Selbst nach über 1.000 Jahren werden mit der Bezeichnung Wikinger Raubzüge, Überfälle und Schreckensgeschichte aber auch erstaunliche Leistungen auf dem Gebiet der Seefahrt assoziiert. Das Kindersachbuch „Eroberer der Meere – Die Wikinger“ erzählt die Geschichte der gefürchteten Nordmänner vom ersten Angriff auf das englische Kloster Lindisfarne im Jahr 793 bis zur letzten Schlacht des Harald Hardrada im Jahr 1066.

jonathan perry, auf der flucht„Lebt mit Frau und Kind in St. Pölten.“ – Diese zu einer Inschrift verdichtete Bio-Zeile beschreibt auch gleich jenen Kosmos, in dem der Gedichtband „Auf der Flucht“ spielt.

Jonathan Perry hat seine Gedichte auf der Drehbank eines St. Pöltener Kammerstückes eingespannt, die einzelnen Texte werden in Drehung versetzt und benehmen sich wie auf der Flucht. Das heißt, sie sind selbst noch nicht am Ziel angekommen, gleichzeitig verändern sie jedoch den Aggregatszustand und werden „flüchtig“, wie man das über Stoffe sagt, die allmählich aus sich selbst verschwinden.

erwin moser, der wunschhase„Es waren einmal zwei Hasen, das waren so richtige Angsthasen. Sie hatten vor allem Angst. Das begann schon am Morgen, wenn sie aufwachten. »Hoffentlich regnet es heute nicht!« Das war das Erste, was sie zueinander sagten, noch vor »Guten Morgen«, denn sie fürchteten sich vor dem Blitz und dem Donner und dem Wasser.“ (S. 8)

Erwin Mosers Geschichten handeln von Hasen, Luchsen und Füchsen, von Fröschen, Kellerasseln und Schmetterlingen, von Krebsen und Quallen, von Mäusen, Störchen und Kirschen, Hühnern, Habichten, Hamstern, von Schildkröten, Schnecken und Steinen. Alle erzählen von fantastischen Abenteuern und Mut und davon, wie sich die Schwachen gegen die Starken durchsetzen können.

hans platzgumer, großes spielWir feiern die verrücktesten Jubiläen, ohne oft genau zu wissen, welche Katastrophen und Kämpfe da dahinterstecken. Vor genau hundert Jahren, am 1. September 1923, wurde Tokio durch Brand und Erdbeben vernichtet. In einer dieser Erdbebenspalten verschwand auch das bisherige Regierungssystem und führte zu einem brutalen Machtkampf im Schatten des Kaisertums.

Hans Platzgumer greift diesen historisch und geographisch entlegenen Katastrophenfall auf, um durchzuspielen, wie sich Epochen an einer politischen Verwerfungskante reiben und Verwüstung anrichten.