Robert Zimmer, Philosophie zum Selberdenken
„Dieses Buch hat eine Gebrauchsanweisung, weil es nicht im üblichen Sinn gelesen, sondern benutzt werden will. Es ist ein Philosophiebuch, aber keine philosophische Abhandlung. Es ist auch kein Lehrbuch, was aber nicht heißt, dass man nichts mitnehmen und lernen kann. Doch das Menü muss man sich selbst zusammenstellen. Die Menükarte ist ein Angebot zum Self-Service.“ (S. 9)
„Philosophie zum Selberdenken“ bietet sowohl eine Einführung in die Ursprünge des philosophischen Denkens, in die Frage worum es in der Philosophie geht und mit welchen Problemen und Themen sie ich auseinandersetzt. Im Mittelpunkt der Ausführungen steht aber die Anregung, sich eigenständig mit diesen Fragen auseinanderzusetzen.
Nach einer Einführung in das Wesen philosophischen Denkens und einem Exkurs in die Anfänge der westlichen Philosophie in der Antike stellt der Autor sieben großen Themen und Fragenbereiche vor, beginnend mit „Logik, Sprache, Argumentation“. Hier stehen die Gesetze des richtigen Denkens im Zentrum, die die Philosophie schon von Anfang an begleitet haben und die sich im 19. Jahrhundert zu einer komplexen und „hoch ausdifferenzierten Disziplin“ entwickelt hat. Dazu wird die wichtige Rolle der Sprache mit ihren Tücken, Widersprüchen und Mehrdeutigkeiten genau unter die Lupe genommen.
Ein weiterer Themenbereich, der vor allem in früheren Zeiten eine große Bedeutung im Rahmen der Philosophie gespielt hat, ist die Frage nach Gott und dem Glauben der Religionen, wo vor allem die Versuche eines philosophischen Nachweises von Gott durch die Vernunft aufgezeigt werden. Das Kapitel „Raum und Zeit, Kosmos und Geschichte“ zeigt die Auseinandersetzung der Philosophie mit den Naturwissenschaften und den Veränderungen und Ereignissen in der Geschichte und den grundsätzlichen Stellungnahmen dazu wie z.B. „Ist die Zeit subjektiv oder objektiv?“ oder „Gibt es Fortschritt in der Geschichte?“.
Der Themenbereich „Kausalität, Zufall, Freiheit“ betrifft unmittelbar die Vorstellung von einem freien Willen des Menschen oder von einer Determiniertheit des Menschen, aber auch von Moral und Verantwortlichkeit für eigenes Handeln oder die Rolle von Zufällen. Der weitere Abschnitt „Ich-Bewusstsein, Leib/Seele, Individuum“ stellt grundsätzliche Überlegungen zum Menschen und zum eigenen Ich aber auch zum Verhältnis zu anderen Menschen und Tieren an.
Im Kapitel „Gerechtigkeit“ werden die Fragen nach Recht und Gerechtigkeit thematisiert, die schon seit den Anfängen der Philosophie unterschiedlichste Schwerpunktsetzungen erfahren hat. Dabei wird die Rolle des Staates ebenso untersucht wie grundsätzlichen Rechte von Bürgern sowie der oft empfundene Widerspruch zwischen Rechtsprechung und Rechtsempfinden. Das abschließende Themenfeld „Moral und Glück“ setzt sich mit moralischem Handeln, Ethik, der Frage nach Rechten und Pflichten und der Bedeutung von Glück auseinander. Ein Anhang am Ende des Buches bietet Hinweise, Vertiefungen und Tipps zu den Denksportaufgaben und Fragen zu den einzelnen Kapiteln.
Robert Zimmer gelingt es in seinem kompakten Einstieg in die Welt der Philosophie die verschiedenen Themenbereiche philosophischen Denkens, ihre historische Entwicklung und gegenwärtiges Interesse geschickt miteinander zu verbinden, die Bedeutung der Philosophie für die Auseinandersetzung mit den Problemen der Gegenwart unmittelbar erfahrbar zu machen und dabei die Leserinnen und Leser aktiv in das philosophische Denken einzubinden.
Ein ebenso lesenswertes wie informatives Sachbuch, das aufzeigt, wie spannend und unterhaltsam Philosophie sein kann, die dem Einzelnen weit näher steht, als vielfach angenommen wird.
Robert Zimmer, Philosophie zum Selberdenken. Die großen Fragen der Philosophie und was man mit ihnen anfangen kann, ab 16 Jahren
München: Anaconda Verlag 2023, 336 Seiten, 8,60 €, ISBN 978-3-7306-1327-6
Weiterführende Links:
Anaconda Verlag: Robert Zimmer, Philosophie zum Selberdenken
Wikipedia: Robert Zimmer
Andreas Markt-Huter, 11-12-2023