Otfried Preußler, Das kleine Gespenst
„Auf Burg Eulenstein hauste seit uralten Zeiten ein kleines Gespenst. Es war eines jener harmlosen kleinen Nachtgespenster, die niemandem etwas zuleide tun, außer man ärgerte sie. Tagsüber schlief es in einer schweren, eisenbeschlagenen Truhe aus Eichenholz, die stand auf dem Dachboden, wohl versteckt hinter einem der dicken Schornsteine, und kein Mensch hatte eine Ahnung davon, dass sei eigentlich einem Gespenst gehörte.“ (S. 9)
Das kleine Gespenst lebt in einer Burg im kleinen Städtchen Eulenburg, wo es pünktlich um Mitternacht erwacht und mit seinem Schlüsselbund mit dreizehn Schlüsseln durch Schütteln alles öffnen kann, was es will. Wenn es aus seiner Truhe klettert, muss es jedes Mal niesen, weil die Spinnweben seine Nase kitzeln. Dann beginnt es seinen nächtlichen Rundgang in der Burg Eulenstein.
Niemand im Städtchen Eulenburg weiß, dass das kleine Gespenst vor dreihundertfünfundzwanzig Jahren den schwedischen General Torsten Torstenson, als er die Burg Eulenstein erobern wollte, vertrieben hat. Das kleine Gespenst liebt die Mondnächte und besucht am liebsten seinen Freund, den Uhu Schuhu, der in einer hohlen Eiche am Rand des Burgberges wohnt und der auch am Tag schlief und gegen Mitternacht erwacht.
Eines nachts erzählt das Gespenst der Eule wie es den schwedischen General verjagt hat aber auch von seinem größten Wunsch, einmal den Fluss und das Städtchen bei Tageslicht zu sehen. Die Eule rät dringend ab und berichtet von ihren eigenen schrecklichen Erfahrungen mit dem Tageslicht. Doch der Wunsch des kleinen Gespenstes wächst immer stärker an. Aber trotz aller Versuche am Morgen wach zu bleiben, schläft es immer wieder ein.
Als das Gespenst schon alle Hoffnung verloren hat, wacht es nicht um Mitternacht, sondern bereits zu Mittag auf. Neugierig macht es sich bei hellem Licht an die Erkundung der Burg und trifft plötzlich auf eine Schulklasse. Auf seiner Flucht, wird es vom Sonnenlicht schwarz gefärbt. Über den Burgbrunnen gelangt es in die Kanalisation der Stadt, aus deren Labyrinth es verzweifelt wieder zu entkommen versucht. Beim verzweifelten Versucht wieder in die Burg zu kehren, sorgt das Gespenst bei den Eulenburgern für jede Menge Aufregung.
Otfried Preußlers liebenswerte Geschichte vom kleinen Gespenst hat nichts von ihrem Charme eingebüßt und vermag auch heute noch die jungen Leserinnen und Leser in ihren Bann zu ziehen. Die sympathischen Charaktere und die spannende Handlung erstrahlen durch die neu kolorierten Illustrationen in frischem Glanz. Der Sonderausgabe zum 100. Geburtstag von Otfried Preußler sind als besondere Beigabe zahlreiche wiederablösbare Wandsticker mit Buchmotiven beigefügt. Ein überaus empfehlenswertes Kinderbuch das sowohl zum Selberlesen als auch gemeinsamen Vorlesen einlädt.
Otfried Preußler, Das kleine Gespenst. Ill. v. Franz Josef Tripp / Mathias Weber, ab 6 Jahren
Stuttgart: Thienemann Verlag 2023, 128 Seiten, 18,95 €, ISBN 978-3-522-18644-5
Weiterführende Links:
Thienemann Verlag: Otfried Preußler, Das kleine Gespenst
In Erinnerung: Otfried Preußler
Wikipedia: Franz Josef Tripp
Homepage Mathias Weber
Andreas Markt-Huter, 19-09-2023