Diamantis Panagiotopoulos, Das minoische Kreta

diamantis panagiotopoulos, das minoische kreta„Kreta, am Südostende Europas gelegen, war die Wiege einer antiken Hochkultur, die den unvoreingenommenen Betrachter mit Staunen erfüllt. Auf der gebirgigen Insel entwickelte sich eine bronzezeitliche Gesellschaft, die auf den ersten Blick ganz anders erscheint als ihre zeitgleichen Kulturen in Ägypten und dem Vorderen Orient.“ (S. 11)

Die Erforschung der minoischen Kultur ist Aufgabe der Archäologie, liegen doch keine schriftlichen Aufzeichnungen vor oder lassen sich die wenigen erhaltenen schriftlichen Zeugnisse entweder nicht übersetzen oder zeigen über die gesellschaftlichen Verhältnisse und Geschichte dieser Kultur nur geringe Aussagekraft.

Als zentrale Aufgabe Archäologie in Kreta bezeichnet Diamantis Panagiotopoulos, nicht die richtigen Antworten zu geben, sondern die richtigen Fragen an das Untersuchungsmaterial zu stellen, das seit mehr als einhundert Jahren Einblicke in das minoische Kreta eröffnet. Im 1. Kapitel „Grundzüge: Forscher, Raum und Zeit“ werden die Erzählungen aus alten und modernen Mythen über die Minoer den archäologischen Fakten gegenübergestellt. Dabei werden die zentralen Mythen des antiken Griechenlands vorgestellt und die ersten archäologischen Erforschungen unter Arthur Evans vorgestellt, der mit seinen Ausgrabungen in Knossos die Geschichte der minoischen Kultur und deren chronologische Erfassung maßgeblich geprägt hat. Daneben konnten sich aber auch neuere chronologische Gerüste etablieren.

Neben einer Darstellung der wichtigen Bedeutung der landschaftlichen Gegebenheit auf die kulturelle Entwicklung bietet das Sachbuch auch „einen kurzen Abriss der minoischen Kulturentwicklung“ vom sogenannten „dunklen Jahrtausend“ bis zu ihrem Niedergang in der Spätminoischen Kulturepoche.

Das 2. Kapitel „Ein anatomischer Blick auf die minoische Kultur“ zeichnet ein Bild, das die Menschen als Akteure in den Mittelpunkt der Betrachtung stellt. Beginnend mit dem Palast, als Zentrum der minoischen Gesellschaft, reicht die Darstellung von der Bedeutung der Berglandschaft für das Leben bis hin zum Verhältnis Individuum und Kollektiv, erschaffener Lebensraum, die Welt der Dinge, soziales Zusammenleben, das Alltagsleben, Feste, Götter und heilige Orte oder das Verhältnis zu anderen, fernen Kulturen.

Diamantis Panagiotopoulos zeichnet ein Bild des minoischen Kreta, wie es uns aufgrund fast ausschließlich archäologischer Zeugnisse möglich ist. Dabei wird ganz bewusst immer wieder auf die schwierige Quellenlage und die sich daraus beschränkenden Interpretationsmöglichkeit verwiesen und versucht, ein möglichst seriöses auf wissenschaftlich gesicherten Pfaden beruhendes Bild der gesellschaftlichen und kulturellen Realität Kretas in minoischer Zeit zu zeigen.

Ein überaus empfehlenswertes Sachbuch, das neben einem anschaulichen Gesamtbild auch zahlreiche Einzelphänome vorstellt und auf unterschiedliche wissenschaftliche Deutungsmodelle verweist und kritisch beleuchtet. Eine kompetente Einführung in die bronzezeitliche Inselkultur Kretas, die allen historisch Interessierten Leserinnen und Lesern gerne weiterempfohlen werden kann.

Diamantis Panagiotopoulos, Das minoische Kreta. Abriss einer bronzezeitlichen Inselkultur, m. 24 Abb.
Stuttgart: Kohlhammer Verlag 2021, 312 Seiten, 24,70 €, ISBN 978-3-17-021269-5

 

Weiterführende Links:
Kohlhammer Verlag: Diamantis Panagiotopoulos, Das minoische Kreta
Wikipedia: Diamantis Panagiotopoulos

 

Andreas Markt-Huter, 15-11-2021

Bibliographie

AutorIn

Diamantis Panagiotopoulos

Buchtitel

Das minoische Kreta. Abriss einer bronzezeitlichen Inselkultur

Erscheinungsort

Stuttgart

Erscheinungsjahr

2021

Verlag

Kohlhammer Verlag

Seitenzahl

312

Preis in EUR

24,70

ISBN

978-3-17-021269-5

Kurzbiographie AutorIn

Prof. Dr. Diamantis Panagiotopoulos lehrt Klassische Archäologie an der Universität Heidelberg. Er hat Archäologie, Ägyptologie, Alte Geschichte, Geschichte und Kunstgeschichte an den Universitäten von Athen und Heidelberg studiert.