Markus Jäger, Helden für immer

markus jäger, helden für immerGeschichten, die gut ausgehen, sind in der Gegenwartsliteratur ziemlich selten, weil die Anleitung zum Glücklichsein meist in den Sachbüchern verhandelt wird.

Markus Jäger lässt in seinem Roman „Helden für immer“ zwei Protagonisten zusammenkommen und zusammenleben. Die Philosophie der Homosexualität wird dabei als Glücksfall angelegt, die den Beteiligten auch Lebenssinn und Erfüllung verschafft, auch wenn sie natürlich immer wieder wie jede Beziehung auf dem Prüfstand steht.

Unter den Zutaten „Wien, Heldenplatz, 1936, angehender Maturant“ erwartet der Leser meist eine andere Geschichte als jene einer lebenslangen homosexuellen Glückssträhne. Felix sitzt am Heldenplatz im üblichen Matura-Stress, das Leben liegt schon vollendet schön vor ihm, alles ist hell und animierend, auch wenn die Zeitgeschichte schon in finsteren Monturen herumrennt. Ein junger Bursche setzt sich neben ihn und bittet ihn für eine kurze Signatur um seine Füllfeder. Da ist es um beide geschehen, Kilian und Felix werden noch auf der Parkbank ein Paar.

Schlagartig verändert sich die Welt, denn einerseits erstrahlt alles im Glanz der Liebe, andererseits ist alles verboten. Das Paar geht geduckt durch die Welt und klopft in Spionagemanier jede Szenerie ab, ob die Luft auch rein sei. So erklärt sich dann auch die brutale Szene, wo Felix seinem Vater, der gerade unter einem Herzinfarkt sein Leben ausröchelt, noch das Geständnis mit ins Jenseits gibt, dass er einen Mann liebe.

In der Folge schickt die Zeitgeschichte die beiden quer durch die Welt, zuerst ist es Überlebensflucht, später werden bewusst Orte ausgesucht, an denen sich eine homosexuelle Literatur entwickelt hat.

So geht es nach Stockholm, Marseille und München schließlich nach San Francisco und New York. Die Helden sind mittlerweile in der Literatur angelangt und führen einen kleinen Verlag, der immer an der Grenze zum Scheitern steht. Felix schreibt ein Buch und nennt es zaghaft den bangen Traum. Darin ist von jener glückseligen Welt die Rede, in der Literatur, Leben und Liebe zu einer Einheit werden.

Im Glück merkt man gar nicht, wie man älter wird. Die beiden sind schon Mitte sechzig, als es Kilian mit einer Attacke erwischt. Eben noch sind sie in New York vor einem steinernen Löwen gestanden und haben gescherzt: Wir sind Löwen. Plötzlich kann ein so fantastischer Körper auch gebrechlich werden. Felix sitzt am Krankenbett seines Kilian und spürt diese doppelte Zugkraft in sich, die alle Besucher im Krankenhaus spüren. Zum einen will er ganz nah beim Geliebten sein, zum andern möglichst schnell weg.

Erst als die beiden dann in den Achtzigern sind, werden sie wirklich gebrechlich. Und wie im Märchen stirbt dann einer von ihnen und der andere hält den Atem an. Das Leben ist abgerundet, sie sind tatsächlich Helden für immer geworden.

Markus Jäger, Helden für immer. Roman
Berlin: Querverlag 2018, 285 Seiten, 18,00 €, ISBN 978-3-89656-268-5

 

Weiterführende Links:
Querverlag: Markus Jäger, Helden für immer
Wikipedia: Markus Jäger

 

Helmuth Schönauer, 01-10-2018

Bibliographie

AutorIn

Markus Jäger

Buchtitel

Helden für immer

Erscheinungsort

Berlin

Erscheinungsjahr

2018

Verlag

Querverlag

Seitenzahl

285

Preis in EUR

18,00

ISBN

978-3-89656-268-5

Kurzbiographie AutorIn

Markus Jäger, geb. 1976, lebt in Innsbruck.