LESEVERSTÄNDNIS Teil 1

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Lesen ist ein aktiver und konstruktiver Prozess. Der Leser und die Leserin geht eine Interaktion mit dem Text ein, eigenes Vorwissen wird eingebracht. Vier Bereiche beeinflussen entwicklungsabhängig in unterschiedlichem Ausmaß den Leseprozess:

  • die Lesetechnik, d.h. die Fähigkeit zu einer effizienten Wortidentifikation
  • der Wortschatz und das sprachliche Wissen
  • das allgemeine Wissen um Dinge dieser Welt („Weltwissen“)
  • Lesestrategien und metakognitive Strategien (vgl. Scheerer-Neumann/Schnitzler 2008)

Probleme beim Leseverständnis gehen auch im dritten oder vierten Schuljahr oft mit einer langsamen und mühsamen Wortidentifikation einher. Erst ein schnelles, automatisiertes Dekodieren ermöglicht das Verständnis längerer und komplexer Texte. Deshalb sind basale Leseprobleme bei leseschwachen Kindern auch in höheren Klassen der Volksschule unbedingt diagnostisch abzuklären.

Zahlreiche Untersuchungen (z.B. Gold 2005, Duke/Pearson 2002) haben gezeigt, dass die Verbesserung der Verstehensleistung beim Lesen von Texten durch eine explizite Förderung aktiver Lesestrategien möglich ist. Durch die vermittelten Strategien werden die Kinder zu aktiv Lesenden von Texten.

Folgende kognitive und metakognitive Strategien sollten den Schüler*innen vermittelt werden:

  • Vorwissen aktivieren: Lies die Überschrift. Was weißt du schon über dieses Thema?
  • Überfliegen: Schau dir den gesamten Text an, ohne ihn genau zu lesen. Finde heraus, worum es in dem Text geht.
  • Absatzweise genau lesen: Lies nun den Text genau. Mach nach jedem Absatz eine Pause, in der du folgende Fragen klärst:
    • Gibt es Wörter, die du nicht verstanden hast? Markiere sie und finde ihre Bedeutung heraus.
    • Hast du den Absatz verstanden? Fasse ihn in eigenen Worten kurz zusammen und schreibe den Inhalt stichwortartig an den Rand.
  • Vorgegebene Fragen zum Text bearbeiten: Fragen genau durchlesen, Schlüsselwörter im Text unterstreichen, Fragen beantworten
  • Selbst Fragen an den Text stellen und bearbeiten

Es stehen verschiedene „Lesestrategieinstrumente“ zur Verfügung, die bei der Vermittlung und Einübung von Lesestrategien hilfreich sein können: Lesepilot, Leselotse, Lesenavigator. Besonders effektiv sind kooperative Lesestrategie-Verfahren wie das Reziproke Lehren und Lernen (vgl. Krug/Nix 2017).

Sylvia Heim

Literatur:

https://bildungsserver.berlin-brandenburg.de/lesepilot

https://bildungsserver.berlin-brandenburg.de/leselotse

https://bildungsserver.berlin-brandenburg.de/lesenavigator

 

Duke, N./Pearson, P. (2002): Effective practices for developing reading comprehension. In: Farstrup, A./Samuelas, S. (Hrsg.): What research hast o say about reading instruction. Newark

Gold, A. (2005): Textdetektive lesen strategisch. In: Sasse, A./Valtin, R. (Hrsg.): Lesen lehren. Berlin, 13 – 30

Krug, U./Nix, D. (2017): Entwicklung eines schulischen Leseförderkonzepts. Ein Praxisleitfaden für alle Schulformen. Seelze

Scheerer-Neumann, G./ Schnitzler, C. (2008): Die Förderung von Lesestrategien. In: Deutsch differenziert 3/2008, 26 – 31)

Zielgruppe