Angela Schwarz, Industrielle Revolution – Industrialisierung
„Eine geräuschlose Revolution? Ohne Kämpfe, ohne Umstürze, nur in Teilbereichen, eher unauffällig über einen langen Zeitraum: Kann das als die größte Revolution seit der Sesshaftwerdung der Menschheit in der Steinzeit […] gedeutet werden?“
Die tiefgreifenden wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Veränderungen des Lebens der Menschen durch die industrielle Revolution steht im Mittelpunkt des Sachbuches, das sich vor allem an Schülerinnen und Schüler der Oberstufe richtet und das Thema in einer verständlichen Sprache, gut strukturiert aufarbeitet.
Im Kapitel „Anfänge einer Revolution“ werden die Anfänge der industriellen Revolution, mit ihrem Ausgangspunkt in Großbritannien, aufgezeigt, wo um die Mitte des 18. Jahrhunderts eine zunehmende Nachfrage nach Baumwollprodukten zum Anstoß für die Anfänge der Massenproduktion werden. Neben der historischen Darstellung kommen aber auch wissenschaftliche Kontroversen zur Sprache, wie z.B. die Frage, ob es sich um eine „Industrielle Revolution“ oder um „Industrialisierung“ gehandelt hat?, oder warum die Industrialisierung von England und Europa ausgegangen ist.
Kapitel 3 „Der Durchbruch der Industrialisierung in Großbritannien“ stellt die Veränderungen in den verschiedenen wirtschaftlichen Bereichen wie Weberei, Kohle, Eisen und Stahl vor, aber auch die zunehmende Mobilisierung durch die Eisenbahn, die zunehmende Urbanisation der Gesellschaft und das Entstehen der Klasse der Arbeiterschaft.
Das 4. Kapitel zeigt das Übergreifen der Industriellen Revolution von England auf das europäische Festland und ihre Entfaltung zu einem europäischen Phänomen, während das 5. Kapitel die Anfänge und den Durchbruch der Industrialisierung in Deutschland näher beschreibt.
Kapitel 6 „Die schwerindustrielle Phase und die Herausbildung der Industriegesellschaft“ setzt sich mit den gesellschaftlichen und sozialen Veränderungen durch die Industrialisierung auseinander wie z.B. die Entstehung von Industrierevieren, die Arbeit in der Schwerindustrie, die Veränderungen in der Bevölkerungsstruktur, die Städteentwicklungen, die beginnenden sozialen Konflikte und die soziale Frage, aber auch die damit entstehende Arbeiterbewegung.
Im Kapitel „Neue Industrien und der Übergang in ein „nervöses Zeitalter“ werden die Veränderungen durch neue technische Errungenschaften wie Chemische Industrie oder Elektro Industrie thematisiert. Die Bezeichnung „nervöses Zeitalter“ führt sich auf die beschleunigte Lebenswelt zurück, die von vielen Zeitgenossen als Hast und Rastlosigkeit erfahren wird.
Das abschließende Kapitel „Ausblick: Ende einer Revolution – Ende des Industriezeitalters?“ geht der Frage nach ob die in der Mitte des 18. Jahrhunderts begonnene Entwicklung zu einem Abschluss gekommen ist und wie sich die Gesellschaft der Gegenwart angepasst und verändert hat.
Angela Schwarz gelingt es in ihrem Sachbuch für Schülerinnen und Schüler, aber auch für den schulischen Unterricht der Oberstufe den großen historischen Faden und die großen Zusammenhänge der Industriellen Revolution in ihren Anfängen in England und Europa verständlich und prägnant zu vermitteln.
Neben dem ausführlichen historischen Darstellungsteil werden in jedem Kapitel noch wichtige und interessante „Erörterungen wissenschaftlicher Kontroversen“ vorgestellt, wo die wichtigsten und strittigsten Fragen weiter vertieft und kontrovers diskutiert werden. Diese Abschnitte dienen ganz besonders dazu, aufgrund von unterschiedlichen wissenschaftlichen Standpunkten und Konzepten einen eigenständigen Standpunkt zu entwickeln und zu begründen.
Ein überaus empfehlenswertes Sachbuch für Schülerinnen und Schüler der Oberstufe aber auch für alle an Geschichte interessierten Leserinnen und Leser zu einem wesentlichen Abschnitt der europäischen Geschichte.
Angela Schwarz, Industrielle Revolution – Industrialisierung. Prüfungs- und Basiswissen für Schülerinnen und Schüler
Schwalbach: Wochenschau Verlag 2013, 288 Seiten, 15,30 €, ISBN 978-3-89974-778-2
Weiterführender Link:
Wochenschau Verlag: Angela Schwarz, Industrielle Revolution – Industrialisierung
Andreas Markt-Huter, 15-09-2014