Antonio Fian, Mach es wie die Eieruhr

Manche Bücher brennen sich wie ein Kalenderspruch in das Bewusstsein der Leserschaft: Mach es wie die Eieruhr, sei für weiche Eier nur.

Antonio Fian, der Meister der Erwachsenenbildung und Aus-dem-Ärmel-Schüttler literarischer Postings, hat wieder einmal ein paar Literaturgattungen zerlegt und für den Gebrauch der zwanzig-zehner Jahre neu zusammengefügt.

Die Gedichte halten sich mit der Kleidung noch an die entsprechende Gedichte-Saison, unter der Vershülle aber frieren sie entsetzlich und klappern mit den Sinn-Zähnen.

Der fahrende Gesell‘ // „Einst ließ ich einen fahren, / und fuhr und fuhr und fuhr, / wie kalt die Nächt‘ auch waren / er fuhr rund um die Uhr. (19)

Trakl in Altaussee, teppertes Gedicht oder alternder Dichter zeigen den Dichter und sein Publikum auf jenem Gipfel stehend, von dem aus es in alle Richtungen nur mehr mit Gelächter hinuntergeht.

Das Comics-Duo Murmler & Laller pudelt sich in jeweils vier Witzkästchen zur Höchstform des Wortwitzes auf. Dabei lallt Laller eine Legende, während Murmler eine Prosa murmelt, die nicht unbedingt eine Antwort auf irgendwas sein muss. Kartenspiel, Nichts, Apokalypse, Katze, Murmeltier oder Kuh werden von den beiden bekalauert und mit karikaturen-klarem Kopf besungen.

Englischsprachige Limericks mögen Fans ja begeistern, aber wer einmal den Austro-Limerick gekostet hat, will nie mehr auf das Original zurückwechseln. In der Spezialanfertigung „Ischlericks“ werden Kaiservilla, Sissi, Ischl und die Monarchie näselnd besungen, bis der Schönbrunner Lack ab ist. Die Raxericks dienen wie die Rax insgesamt als Naherholung für den Geist. Und die Dichtericks schließlich ehren die Poeten inniger als es jedes Keks an der Brust vermöchte.

Robert Menasse und Norbert Gstrein // Bei der Buchmess‘ in Frankfurt am Main / sagt Menasse: „Hörst, Gstrein, darf das sein? / Jetzt schnappt uns die Jelinek / doch glatt den Nobelpreis weg!“ / Drauf sagt Gstrein: „Ja, ich weiß. So ein Schwein.“ (78)

Als Solist bestreicht Murmler inzwischen Armenien und entdeckt dabei hinter der eigenen Gesichtsfassade die Züge von Aznavour und Khachaturian.

Lieder und Gesänge schließlich gehen an die Wurzeln der Volkspoesie, wobei das Kärntner Summserlied in den Vordergrund gestellt ist.

Owe den Boch // Sigst ka Gros auf die Olmen, / sigst kan Fisch mehr im See, / san vawölkt olle Bleamlen,/ sigst im Winter kan Schnee. (109)

Antonio Fians Poesiealbum hat für jede Situation, wenn schon keine Weisheit, so zumindest einen Spruch parat. Es zeigt mit wenigen Federstrichen, wie elegant plump die Österreicher ihr Leben meistern, wenn sie unterfordert sind.

Antonio Fian, Mach es wie die Eieruhr
Graz: Droschl Verlag 2018, 111 Seiten, 19,00 €, ISBN 978-3-99059-011-9

 

Weiterführende Links:
Droschl Verlag: Antonio Fian, Mach es wie die Eieruhr
Wikipedia: Antonio Fian

 

Helmuth Schönauer, 09-02-2018

Bibliographie

AutorIn

Antonio Fian

Buchtitel

Mach es wie die Eieruhr

Erscheinungsort

Graz

Erscheinungsjahr

2018

Verlag

Droschl Verlag

Seitenzahl

111

Preis in EUR

19,00

ISBN

978-3-99059-011-9+

Kurzbiographie AutorIn

Antonio Fian, geb. 1956 in Klagenfurt, lebt in Wien.

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