Kasperl lernt lesen
Das Kasperltheater hat eine lange Tradition. Ursprünglich als derbe Koimik für Erwachsene verstanden, wandelte sich diese Form des Dramas zum pädagogischen Theater voller Witz und Humor. Gerade für Kinder im Kindergarten- und Volksschulalter kann das Kasperltheater eine erste Begegnung mit dramatischer Literatur sein.
Doch nicht nur die Rezeption hat ihren Reiz in Schule und Kindergarten, sondern auch die Aufführung durch die Kinder selbst. Dina Überall, Volksschullehrerin aus Kitzbühel, setzt das Kasperltheater in der Leseförderung ein und erreicht damit auch Ziele, die sie sich im sozialen Lernen, im Sprechunterricht oder in der Schulung der Feinmotorik bei den Jüngsten der Schule gesetzt hat.
Kasperl lernt lesen
Passend für die Grundstufe 1 hat sie zahlreiche Stücke mit dem Kasperl und seinen Freunden bzw. den Bösewichten verfasst, den Stücken gemeinsam ist nämlich der Themenbereich "Kasperl lernt lesen".
Die Erfahrungen mit Kaperlaufführungen durch Kinder gab und gibt sie in zahlreichen Seminaren weiter. Neben praktischen Tipps zu Requisiten und zur Aufführungspraxis werden die Stücke selbst erprobt.
Lesen Sie im Folgenden zwei kurze Sketche von Dina Überall aus dem Zyklus "Kasperl lernt lesen":
Kasperl lernt ein Gedicht
G = Großmutter K = Kasperl
Requisiten: Zahnbürste, Polster, Buch
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Das musst du laut vorlesen... |
Das musst du tun... |
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G |
Kasperl, du musst jetzt schnell schlafen gehen. Es ist schon spät! |
Großmutter ist in der linken Ecke, Kasperl in der rechten, mit seiner Zahnbürste. |
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K |
Gleich Großmutter. Ich muss nur noch mein Gesicht putzen und die Zähne waschen. |
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G |
Aber Kasperl. Du musst doch deine Zähne putzen und das Gesicht waschen! Beeil dich bitte! |
Kasperl fängt an seine Zähne zu putzen. |
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K |
Igitt, Kinder! Das schmeckt ja füüürchterlich!! Jetzt habe ich vor lauter Eile Großmutters Handcreme auf die Zahnbürste gegeben. |
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G |
Kasperl, komm jetzt endlich! Es ist schon acht Uhr! |
Großmutter richtet einen Polster her. |
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K |
Ja, liebe Großmutter, ich komme ja schon. |
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G |
Kasperl, hast du für morgen für die Schule auch wirklich alles hergerichtet?
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K |
Kra-wuzi-ka-puzi! Jetzt fällt mir ein, ich muss noch ein langes, langes, elendslanges Gedicht bis morgen auswendig lernen. Was soll ich nur tun? Kinder, bitte helft mir! Was soll ich denn jetzt machen?
Ah, jetzt habe ich eine gute Idee. |
Kasperl redet mit den Kindern.
Kasperl denkt nach, wartet ab und wiederholt was die Kinder sagen.
Kasperl holt ein dickes Buch und legt es unter den Polster. Er legt sich hin. |
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G |
Aber Kasperl, warum legst du jetzt ein Buch unter deinen Kopfpolster?
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K |
Der Herr Lehrer hat zu uns gesagt: „Bis Montag müsst ihr alle das Gedicht im Schlaf können!“ |
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G |
Aber Kasperl! Du bist und bleibst mein Kasperl! Gute Nacht! |
Großmutter streichelt Kasperl. Vorhang zu. |
Kasperl und die Märchen
G = Großmutter K = Kasperl
Requisiten: Märchenbuch, Decke
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Das musst du laut vorlesen... |
Das musst du tun... |
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G |
Kasperl, Kasperl! Warum brauchst du so lange im Badezimmer? Komm jetzt endlich! Es ist schon spät. Du musst ins Bett. Ich möchte dir ja noch eine Geschichte vorlesen. |
Großmutter mit einem Märchenbuch. |
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K |
Hurra, hurra! Liebe Großmutter, ich bin schon da! Ich habe nur noch schnell meine Kartoffeln geerntet. |
Kasperl springt herbei. |
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G |
Kartoffeln geerntet? Was meinst du damit Kasperl? |
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K |
Das heißt, liebe Großmutter, dein braver Kasperl hat sich die Füße ganz gut gewaschen. Du hast ja vorhin zu mir beim Abendessen gesagt: Kasperl! Deine Füße sind heute so schmutzig, dass man zwischen den einzelnen Zehen schon Kartoffeln anbauen kann! |
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G |
Gut, Kasperl. Jetzt leg dich aber schnell nieder. Ich decke dich noch gut zu und lese dir ein Märchen vor. |
Kasperl legt sich nieder. Großmutter deckt ihn zu. |
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K |
Großmutter, bitte keine Märchen mehr! Der Herr Lehrer hat heute in der Schule zu mir gesagt: Bloß keine Märchen mehr! |
Kasperl steht wieder auf. |
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G |
Ja, warum hat das der Herr Lehrer denn zu dir gesagt? Märchen sind doch schön und gut für Kinder? |
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K |
Heute Vormittag bin ich fast eine Stunde zu spät in die Schule gekommen. |
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G |
Warum denn das, Kasperl? Du bist doch pünktlich aus dem Haus gegangen. |
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K |
Ja, und auf einmal kam aus dem Wald der große, böse Wolf und sagte zu mir: Kasperl, willst du mit mir ein Eis essen gehen? Und so ging ich halt mit. |
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G |
Aber Kasperl. Was fällt dir denn ein? Du kannst doch nicht mit dem bösen Wolf einfach Eis essen gehen! |
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K |
Ich habe mir gedacht: Wenn ich jetzt mit dem bösen Wolf mitgehe, bekomme ich ein gutes Eis und der böse Wolf hat dann keine Zeit mehr, meine liebe Großmutter aufzufressen! |
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G |
Also, Kasperl! Dieses Märchen kannst du ja deiner Großmutter erzählen! |
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K |
Das mache ich ja gerade, liebe Großmutter! Du bist ja meine liebe Großmutter. |
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G |
Natürlich, jetzt bin ich schon ganz verwirrt! Also, mit wem warst du wirklich Eis essen? Und erzähle mir bloß keine Märchen mehr! |
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K |
Siehst du, Großmutter. Jetzt willst du auch keine Märchen mehr. Deshalb schlafe ich jetzt wohl besser gleich! Gute Nacht alle miteinander! |
Kasperl legt sich hin und schnarcht sofort. |
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G |
Also, Kinder! Der Kasperl macht mich manchmal ganz schön fertig. Aber er ist und bleibt halt mein lieber Kasperl! |
Großmutter geht ab. Vorhang zu. |
Artikelbild: Wikipedia/Gemeinfrei