Die Bedeutung der Sprache für Schulbücher

In einer Veröffentlichung des Österreichischen Sprachenkompetenzzentrums erhalten SchulbuchautorInnen, GutachterInnen und Schulbuchverlage Empfehlungen für die kinder- und altersgerechte Verwendung von Sprache in Schulbüchern. Diese Empfehlungen und Hintergrundinformationen sind aber auch für LehrerInnen und Eltern nicht uninteressant, die direkt mit den Kindern und deren Benutzung von Schulbüchern konfrontiert sind.

Gleich zu Beginn verweisen die beiden Autorinnen Sabine Schmölzer-Eibinger und Evi Egger in der Einleitung auf die zentrale Bedeutung von Sprache in Schulbüchern. Denn Schülerinnen und Schüler eignen sich über Schulbücher nicht nur Fachwissen, sondern auch Sprache und ihre Verwendung an:

„Schulbücher sind eine zentrale Lerngrundlage in nahezu allen Fächern. Wissen wird in Schulbüchern primär über Sprache vermittelt. Das gilt für Fächer wie Deutsch oder Englisch ebenso wie für Mathematik, Physik oder Geschichte. Sprache ist daher über die Fächergrenzen hinweg ein zentrales Instrument des Lernens. Wissenserwerb anhand von Schulbüchern setzt somit Sprachkompetenz voraus.“
(OESZ: Schmölzer-Eibinger / Egger, Sprache in Schulbüchern, S. 3)

Nicht alle Schulbücher verwenden aber eine Sprache, die von allen Schülerinnen und Schülern auch problemlos verstanden wird. In diesen Fällen ist die Vermittlung sachlicher Informationen oder die fachliche Lösung von Aufgaben kaum möglich, weil die sprachliche Hürde nicht überwunden werden kann. Dies hängt sehr oft mit der Textkompetenz der Schülerinnen und Schüler zusammen, die mit laufender Schulzeit durch die komplexer werdenden Inhalte der jeweiligen Fächer immer mehr gefordert wird.

Mit der zunehmenden Komplexität der sogenannten „Bildungssprache“ oder „Schulsprache“ wird das Verständnis dieser Sprache zu einer Grundlage für den Schulerfolg. Schulbücher sollten nun so gestaltet sein, dass ihre Sprache keine Hindernisse aufbaut, sondern hilft, Texte und Inhalte zu erfassen und Aufgabenstellungen umzusetzen.

Die 39 Seiten umfassende Broschüre „Sprache in Schulbüchern“ bietet zunächst eine Checkliste für Bücher in denen zunächst die Aufgabenstellungen und deren Gestaltung und anschließend die Texte als solche beurteilt werden. Die detaillierte Analysevorgabe betrifft dabei jeweils die Wortebene, Satzebene, Textebene und visuelle Ebene. Anschließend werden die einzelnen Bereiche der Checkliste wie Wortebene, Satzebene, Textebene und visuelle Ebene erläutert.

 


Im Idealfall sollen die einzelnen Kriterien der Checkliste mit der jeweils höchsten Punktezahl beurteilt werden können. (OESZ: Schmölzer-Eibinger / Egger, Sprache in Schulbüchern, S. 7f)

 

Mit Hilfe von Aufgabenbeispiele vermitteln die Autorinnen, wie die einzelnen Kriterien der Checkliste verstanden werden sollen, die es nicht nur für Formulierung von Aufgaben in Schulbüchern sondern auch in Handreichungen von LehrerInnen zu beachten gilt.

Auf der Wortebene sollen folgende Kriterien beachtet werden: die „Präzision und Angemessenheit der Wortverwendung“ (16), die Erklärung „schwieriger Wörter“ (18), „Erläuterungen und Definitionen“ (19), die klare Unterscheidung zwischen „Alltags- und Fachwortschatz“, der Hinweis auf „Funktionswörter“ (21), die angemessen „Anzahl an Fachwörtern“ (22), die „mehrfache Verwendung und genau Differenzierung von Fachwörtern und Fremdwörtern“ (23). Wichtig für Schulbücher ist, dass „keine Nominalisierungen vorkommen, die das Aufgabenverständnis erschweren könnten“ (24), und dass „Operatoren“, wie z.B. die Verben „benennen, erklären, beschreiben, begründen“ u.a. ausdrücklich und altersgemäß eingesetzt werden. Damit sollen die Schülerinnen und Schülern sofort erfassen können, was von ihnen verlangt wird.

Auf der Satzebene gelten folgende Kriterien für schülergerechte Texte: „Komplexität – Die Satzkonstruktionen sollen in ihrer Komplexität angemessen sein“ (27), „Subordination“ – zu häufige untergeordnete Sätze wie Relativsätze, Konditionalsätze u.a. sollen vermieden werden. (28) „Die Sätze sollen explizit und vollständig sein“ (29), damit die Schülerinnen und Schüler genau wissen, was von ihnen verlangt wird.


Schulbücher müssen klar und deutlich formulieren, welche Aufgabe die Schülerinnen und Schüler erfüllen sollen. (OESZ: Schmölzer-Eibinger / Egger, Sprache in Schulbüchern, S. 25)

 

Als wichtige Kriterien auf der Textebene wird die geeignete Verwendung von „Kohäsionsmitteln“ (31) angeregt, um die Sätze logisch schlüssig miteinander zu verbinden. „Es sollen alle Informationen angeführt werden, die für die Lösung der Aufgabenstellung notwendig sind.“ (32), „die einzelnen Arbeitsschritte sollen in einer nachvollziehbaren, sinnvollen Reihenfolge angegeben werden.“ (32)

Für die visuelle Ebene sollte folgendes beachtet werden: „Wichtige Wörter bzw. Informationen sollen visuell hervorgehoben werden.“ (34), „Aufzählungen, Absätze – zusammengehörige Inhalte bzw. Informationen sollen in ihrem Zusammenhang verdeutlicht werden.“ (35)

Ein kurzes Glossar, mit den wichtigsten Fachausdrücken und ein Literaturverzeichnis zum Themenkomplex Bildungssprache runden die überaus interessante Broschüre ab, die wichtige und hilfreiche Instrumente und Kriterien zur Beurteilung von Schulbüchern anbietet.

 

Weiterführender Link:
OESZ: Schmölzer-Eibinger / Egger, Sprache in Schulbüchern

 

Andreas Markt-Huter, 19-08-2015

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